Samstag, 9. September 2017

La Paz

Am 05.09.2017 sind wir mit dem Bus nach La Paz, der Regierungssitz von Bolivien, weitergefahren.


Es gab eine kleine Überfahrt mit einer "Fähre" - also eher eine Art Floß, an einer Seite offen, an der anderen Seite 2 Motoren, aber Busse und LKWs konnten ohne Probleme transportiert werden!

Wir Passagiere wurden dann "bequemer" in einem kleinen Boot rübergefahren (abgesehen davon, dass die Motoren widerlichen Qualm von sich geben und einige Leute vorne im Bug in einer Art Kajüte untergebracht wurden war es doch angenehmer als gedacht)

Auf der weiteren Fahrt sind wir dann öfter von der Hauptstraße abgebogen und haben abenteuerliche und hügelige Feldwege benutzt, keine Ahnung wieso (die Fahrt hat dadurch auch etwas länger gedauert)

Die Stadt ist riesig und erstreckt sich über einem Talkessel noch weit hinaus. Viele Sehenswürdigkeiten gibt es aber nicht außer Kirchen, Museen und Märkte. Mittels einer Walking Tour konnten wir aber ein paar interessante Geschichten erfahren. Eine davon ist über die früheren Präsidenten gewesen. Es gab wohl einige verrückte, einer hat ein Teil Boliviens an Brasilien "verkauft" nur um das weiße Pferd des brasilianischen Botschafters zu bekommen (welches 2 Monate später gestorben ist)...

Die San Francisco Kirche


Die Kirche wurde an einem Ort gebaut, wo früher die indigenen Völker zu ihren Gottheiten (z.B. Pachamama, die Mutter Erde) gebetet haben. Als die Spanier kamen, wollten diese sie zum Katholizismus überreden. Die Eingeborenen waren erst skeptisch, aber nachdem die Spanier dann einige Symbole übernommen und gesagt haben, dass man ja auch an mehrere Gottheiten glauben kann, war alles klar... Deswegen sieht man in der Fassade in der Mitte links und rechts die Pachamama, wie sie die Natur gebährt... An anderer Stelle sieht man eine Person, die Coca-Blätter kaut.

Der Blick vom Glockenturm auf das alte Dach ist ganz schön

Die Glocken sind auch wieder sehr alt und werden hin und wieder noch geläutet, die Treppe links ist auch sehr alt, sollte man aber nur benutzen wenn man lebensmüde ist

Eins der Regierungsgebäude am Plaza Murillo - wer genau hinschaut (und die Auflösung des Bildes hoffentlich gut genug ist) sieht, dass die Uhr andersherum geht. Das hat damit zu tun, dass der Präsident etwas besonderes darstellen wollte (anders sein als alle anderen) und bezieht sich auch auf das Bewusstsein der Vergangenheit Boliviens mit den indigenen Völkern (die vor dem jetzigen Präsidenten ziemlich diskriminiert wurden), da die Uhr ja "rückwärts" geht.

Ratten der Lüfte - schon etwas eklig

Es gibt auch eine Art Park, obwohl die Wiesen eher gelblich braun als grün aussehen und die Bäume auch eher Sträucher sind. Außerdem gibt es ein paar Fahrgeschäfte, die aber alle nicht offen sind (vlt. weil hier Winter ist?)

Vom Park hat man aber einen guten Blick auf das gehobenere Viertel


Bei der Walking-Tour waren wir noch auf dem Hexenmarkt. Dort gibt es alle möglichen Zaubertränke und Heilmittel, mittlerweile auch viele Souvenirs...


Aber da alte Traditionen nicht aussterben, kann man immer noch ein Llama-Fötus kaufen und mit Zuckersteinen, auf denen die Wünsche gemalt sind (z.B. Geld für Reichtum), von einer Hexe (wenn man eine findet) verbrennen lassen auf das die Wünsche in Erfüllung gehen. Für große Wünsche oder Segnungen von ganzen Menschengruppen reicht das nicht aus und ein ausgewachsenes Llama muss dran glauben. Für noch größere Wünsche braucht es ein Menschenopfer, wenn z.B. ein Haus gebaut wird und das gesegnet werden soll (auf das es nie einstürzt), dann wurden früher Menschen im Beton mit eingegossen (unfreiwillig, sie wurden erst betrunken gemacht). Deswegen gibt es heutzutage auch hin und wieder noch Kontrollen bei neuen Häusern. Schon sehr absonderlich...

Aber es gibt auch ganz normale Steine die einem Glück bringen sollen

An die rechte Figur werden diese Steine oder andere Symbole angegangen und im Mund wird dann ein Räucherstäbchen angezündet

Das San Pedro Gefängnis, das größte Gefängnis der Stadt. Das besondere daran ist, dass es im Prinzip eine eigene Gesellschaft ist. Es gibt keine Polizisten im Gefängnis selbst, die bewachen nur die Ein- und Ausgänge. Die Gefangenen haben ihre eigenen Regeln und wer das meiste Geld hat, hat die meiste Macht. Es gibt auch keine richtigen Zellen, die Menschen müssen sich mittels Jobs im Gefängnis ihre Räume kaufen bzw. mieten, wer kein Geld hat schläft auf der Straße. Mittlerweile gibt es auch einige Verkaufsstände im Gefängnis. Eigentlich ist es nur ein Knast für Männer, aber die Familien leben meist mit ihnen, da es dort sicherer ist als außerhalb. Es ist wie eine kleine Stadt...

Ansonsten hat La Paz nicht viel zu bieten außer Stau und Abgase. Hier fahren zu 90% nur Minibusse auf den Straßen rum, private Autos sieht man eher in anderen Vierteln.

Noch ganz interessant sind die Cholitas, die indigenen Frauen, die immer sehr viele bunte Röcke tragen (um schön auszusehen meinte unser Guide). Viele tragen auch eine Art Melone auf dem Kopf, diese kommt daher, als ein Verkäufer solche Hüte an die männlichen Bevölkerung verkaufen wollte, diese die Hüte aber nicht haben wollten. Der Verkäufer entschied sich dann die Hüte an die Frauen zu verkaufen und sie zu überzeugen, dass das in Europa der allerletzte Schrei wäre. Die Cholitas waren erst etwas skeptisch, aber mit den richtigen Farben (braun und schwarz, da die indigenen Völker viel Kartoffeln essen und sich selber als Kartoffelköpfe bezeichnen) nahmen sie die Hüte an und sind mittlerweile sehr stolz darauf.

Des weiteren gibt es sehr viele Shops und Stände, die das gleiche Angebot haben (meistens sind diese sogar on einer Straße direkt nebeneinander). Ich habe mich immer gefragt ob das nicht sinnvoller wäre, diese Stände an unterschiedlichen Stellen zu platzieren. Aber die Einwohner von La Paz haben ihre sogenannten Caseras (wenn ich mich noch richtig erinnere), das sind die Verkäuferinnen zu denen sie immer gehen (deren Stammgäste) und bei denen sie auch mal etwas kostenlos oder was besonderes bekommen. Deswegen können sich die vielen gleichen Stände wahrscheinlich halten. Aber wehe dem, der mal woanders kauft als bei seiner Casera...



An einem Tag haben wir uns dann die Stadt noch von oben angeschaut, hier gibt es nämlich 4 Seilbahnen (bis jetzt, 7 sind noch in Arbeit). Die sind echt super praktisch, für eine Strecke, für die man mit dem Bus wahrscheinlich 1 Stunde braucht, braucht man mit der Seilbahn ca. 10 Minuten und dabei hat man noch eine wunderbare Aussicht (umweltfreundlicher ist es auch).

Eine super Möglichkeit sich die Stadt anzuschauen

Dabei sieht man echt interessante Ecken wie z.B. die Häuser der Reichen...

...oder wie sich die Stadt in die Berge reingräbt.

Die Stadt im Talkessel ist einfach riesig...

...aber außerhalb (El Alto, die Stadt, die mit La Paz zusammengewachsen ist) geht es noch viel weiter! Alles voller roter Backsteinhäuser. Es sieht so aus als ob hier zig Millionen leben, dabei sollen es wohl nur 2 Millionen sein.

Einer der vielen vollen Märkte

Und natürlich das obligatorische Stadtschildbild

Danach waren wir noch im Instrumentenmuseum wo es einige interessante Sachen zu entdecken gab...

Achtung! Nur von Tintenfischen spielbar!

Viele alte Instrumente konnte man sich selber ausprobieren, das war ein großer Spaß (zumindest für uns, die Museumswärter waren glaube ich nicht so erfreut).

Die ganzen kleinen Sachen machen La Paz doch interessanter als ich dachte, wohnen möchte ich hier trotzdem nicht.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen